Mein Begriff von Hygiene definiert sich dadurch, jeden Morgen zu duschen und die Haare zu waschen und am Abend eine kleine Katzenwäsche durchzuführen. Dass ich mindestens zweimal täglich die Zähne putze, fasse ich für mich ebenfalls unter diesem Stichpunkt zusammen. 🚿🪥
Während ein Mensch ohne Hilfebedarf überhaupt nicht darüber nachdenkt, dass sich sein Hygiene-Ablauf auch einmal ändern könnte – bzw. falls er es tut, dann absichtlich nach eigenem Gusto – ist dies bei uns, die mit SMA leben, doch ein ganzes Stück anders.
Wie ich das meine? Ganz einfach: Unsere tägliche Wasch-Routine beinhaltet die Tatsache, dass wir nackt sind und die andere Person, die mit in dem Raum ist, vollständig bekleidet. Bei 99,9 % der Anwesenden bin ich allerdings heilfroh darüber. 😉 😀
Scham, Gefühle der Verletzlichkeit und das Überschreiten persönlich angenehmer Grenzen – all das können wir beim täglichen Gang ins Bad vollkommen über Bord werfen. Von mir kann ich zum Glück behaupten, damit im Großen und Ganzen wenige Probleme zu haben. Ich betrachte den Prozess des Gewaschenwerdens als die Dienstleistung, die sie eben ist.
Die Leute, die mich duschen, waschen, mir beim Gang auf die Toilette helfen usw., tun dies nicht aus Voyeurismus, im Rahmen einer Zwangsmaßnahme oder unentgeltlich, sondern sie haben sich in einem ordentlichen Verfahren für einen Beruf entschieden, für den sie finanziell entlohnt werden. Sie sind also freiwillig im Rahmen ihres Jobs mit mir unter der Dusche.
Manchmal wird es dann aber doch auch für mich mal etwas unangenehm. Das kann zum Beispiel passieren, wenn die Person neu ist und wir noch keine Routine haben oder es sich um einen Quereinsteiger handelt, der zwar theoretisch wusste, was auf ihn zukommt, für den die Praxis aber ganz neu ist. Was tue ich in solchen Momenten?
Genau das sage ich dann auch zu meinem Gegenüber, wenn ich merke, dass es diesem in irgendeiner Form unangenehm wird. Der Vergleich führt häufig dazu, dass wir beide lachen. So löst sich die Spannung gleich ein wenig und wir können beide viel leichter weitermachen. 🚗😅
Weiter oben habe ich es angesprochen: Die Wasch-Routine eines Menschen, der auf fremde Hilfe angewiesen ist, kann sich ab und zu ändern. Auch wenn ich Jedem und Jeder sage, wie ich den Ablauf gerne hätte, gibt es doch ganz enorm große Unterschiede in der Qualität.
Damit meine ich nicht die Reihenfolge, wie ich unter der Dusche gewaschen werde – das ist mir weitgehend egal. Mir ist es eher wichtig, dass mir niemand beim Haare waschen vor lauter Rubbelei „das Genick bricht“. Man sollte weder zu grob noch viel zu vorsichtig den Lappen schwingen. Auch wichtig ist es mir zum Beispiel, dass mein Shampoo und Duschgel nicht über die Maßen großzügig, beziehungsweise verschwenderisch verwendet wird usw.
Hier bedarf es also gerade zu Anfang, wenn jemand neu ins Team kommt, einer klaren und freundlichen Kommunikation. Meistens funktioniert es dann besser und Stück für Stück wird der Ablauf routinierter und dadurch noch einmal für beide Seiten weniger anstrengend.
Duschen und Haarewaschen am Morgen und Katzenwäsche am Abend – das gehört zur alltäglichen Waschroutine von SMA-Patientin Camilla.
Hinweis: Erkennbare Markennamen sind willkürlich gewählt und dienen ausdrücklich nicht der Produktplatzierung. Biogen nimmt keinerlei Einfluss auf Umsatzgeschäfte der auf SMAlltalk sporadisch erkennbaren Markenhersteller und es bestehen diesbezüglich keinerlei Erwartungen.
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