Jahrgang: 1990 •
SMA TYP II

Der Betriebsdschungel der persönlichen Assistenz – Meine Rolle als Berater für neue Arbeitgeber

Die Rolle des Arbeitgebers in der persönlichen Assistenz bringt komplexe Herausforderungen mit sich – von rechtlichen Pflichten bis hin zur Organisation des Alltags. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig es ist, Betroffene dabei zu unterstützen, selbstständig und selbstbestimmt zu agieren, ohne sie dabei allein zu lassen.

Ein Foto von Roberto in seinem Rollstuhl an einem Schreibtisch mit zwei Monitoren, die Text und ein Video zeigen, umgeben von persönlichen Gegenständen und Arbeitsmaterialien.
Ein Foto von Roberto in seinem Rollstuhl an einem Schreibtisch mit zwei Monitoren, die Text und ein Video zeigen, umgeben von persönlichen Gegenständen und Arbeitsmaterialien.

Von der eigenen Erfahrung zur Beratung für Arbeitgeber

Persönliche Assistenz – für viele Menschen mit Behinderungen ist sie nicht nur der Schlüssel zur Selbstbestimmung, sondern auch ein komplexes System, das Organisationstalent, Kommunikationsgeschick und oft eine große Portion Geduld erfordert.

Was dabei oft übersehen wird: Hinter jeder gut funktionierenden Assistenz steht nicht nur eine bedürfnisorientierte Planung, sondern im sogenannten Arbeitgebermodell auch eine Person, die sich in der besonderen Rolle des Arbeitgebers wiederfindet – unabhängig davon, ob sie bereits Erfahrung hat oder ganz neu in diesem Bereich ist.

Seit einiger Zeit engagiere ich mich ehrenamtlich als Berater für Rhein-Main inklusiv e.V., einen Verein, der Menschen mit Behinderungen sowie ihre Unterstützer in verschiedenen Lebensbereichen begleitet. Mein Schwerpunkt liegt dabei auf der Beratung von Arbeitgebern, die persönliche Assistenz organisieren und gestalten – insbesondere von denen, die diese Rolle zum ersten Mal übernehmen.

Arbeitgeber zu sein versprüht erstmal den Hauch von Macht und Reichtum – hat aber wenig damit zu tun

Der Begriff „Arbeitgeber“ mag auf den ersten Blick irritieren, denn gewöhnlich denkt man dabei an große Unternehmen oder Manager in Anzügen. Im Kontext der persönlichen Assistenz bezeichnet er jedoch eine natürliche Person, die Assistenzkräfte einstellt, anleitet und rechtlich für sie verantwortlich ist.

Gleichzeitig muss man sich auch gegenüber dem Kostenträger verantworten, der sicherstellen möchte, dass die gewährten Geldleistungen – oft in vier- bis fünfstelliger Höhe – zweckgemäß eingesetzt werden. Letztlich führt man also einen Betrieb. Und das bedeutet Arbeit.

Meine Aufgabe als Berater besteht genau darin, Arbeitgeber im Alltag zu unterstützen, ihnen Orientierung im Dickicht von Arbeitsrecht, Pflichten und Möglichkeiten zu geben – und dabei nicht zu vergessen, dass sie selbst Teil dieses Systems sind.

Häufige Fragen – und wie wir sie angehen

Wer neu in die Rolle des Arbeitgebers für persönliche Assistenz schlüpft, hat oft dieselben drei Fragen:

1.     „Wie finde ich die richtigen Assistenzen?“

Ich zeige Wege auf, wie Stellenanzeigen formuliert werden können, um passende Bewerber anzusprechen. Authentizität ist dabei entscheidend: Wer ehrlich und ohne Über- oder Untertreibung beschreibt, welche Anforderungen und Aufgaben die Stelle umfasst, erspart sich und anderen spätere Enttäuschungen.

Seit mehreren Jahren versuchen wir zudem, die Stellenanzeigen unserer Klienten auf Jobbörsen zu verbreiten, um ihnen zumindest in diesem Teil des Einstellungsprozesses unter die Arme zu greifen. Den weiteren Prozess müssen sie sich jedoch selbst erschließen.

Wir stehen weiterhin mit Rat zur Seite, möchten die Klienten aber auch darin unterstützen, sukzessive in ihrer Rolle als Arbeitgeber selbstständig zu werden.

2.     „Wie läuft das mit den Verträgen ab?“

Von Arbeitsverträgen über Arbeitszeitregelungen bis hin zu den Besonderheiten bei Minijobs: Viele Themen wirken zunächst wie ein Verwaltungsmonster. Ich erkläre Schritt für Schritt, was notwendig ist und welche Spielräume es gibt.

Da wir jedoch keine anwaltliche Beratung leisten dürfen, können wir Sachverhalte nur allgemein erläutern. Die Klienten müssen die für sie relevanten Details eigenständig erarbeiten. Es ist ein bisschen wie das Anlernen von Assistenten: Anfangs gibt es viel Input, doch mit der Zeit wächst man als Arbeitgeber in seine Pflichten und Rolle hinein.

Sollte weiterer dringender Bedarf bestehen, verweisen wir auf bekannte und zuverlässige Anwälte im Arbeits- und Sozialrecht – den beiden wichtigsten Rechtsgebieten im Bereich der persönlichen Assistenz.

3.     „Was mache ich, wenn es schwierig wird?“

Ob Konflikte im Team, hohe Krankheitsausfälle oder die Frage, wie man sich als Arbeitgeber auf Augenhöhe durchsetzt, ohne die persönliche Beziehung zu gefährden – auch in solchen Fällen bin ich ansprechbar.

Seit über drei Jahren organisieren wir für unsere Klienten einen virtuellen Stammtisch im zweiwöchigen Rhythmus. Dieser bietet ihnen die Möglichkeit, sich mit uns und untereinander über Herausforderungen und Probleme im Zusammenhang mit persönlicher Assistenz im Arbeitgebermodell auszutauschen.

Bisher gab es kein Thema, das für die betroffene Person ohne Fortschritt blieb – selbst wenn dieser kurzfristig nur in der Anerkennung der Situation bestand. Gleichzeitig haben wir bereits zahlreiche kleine Vereinsprojekte ins Leben gerufen, die allen Klienten zugutekommen.

Warum ich das mache

Meine eigene Erfahrung hat mir gezeigt, wie herausfordernd es sein kann, die Rolle des Arbeitgebers zu übernehmen. Besonders, wenn man mit körperlichen Einschränkungen lebt, sind Energie und Zeit oft begrenzt – und die Vorstellung, zusätzlich noch Lohnabrechnungen, Dienstpläne und Gespräche zu managen, kann schnell überwältigend wirken.

Doch ich habe auch gelernt, dass in diesem Prozess eine enorme Chance liegt: die Möglichkeit, das eigene Leben so selbstbestimmt wie möglich zu gestalten.

Genau das möchte ich weitergeben. Niemand muss diesen Weg von Anfang an allein bewältigen – dafür gibt es Unterstützungsangebote wie unseres bei Rhein-Main inklusiv e.V.

Jahrgang: 1990 •
SMA TYP II

Hinweis: Erkennbare Markennamen sind willkürlich gewählt und dienen ausdrücklich nicht der Produktplatzierung. Biogen nimmt keinerlei Einfluss auf Umsatzgeschäfte der auf SMAlltalk sporadisch erkennbaren Markenhersteller und es bestehen diesbezüglich keinerlei Erwartungen. 

Biogen-258163

Abonniere unseren Newsletter!

Dein Abonnement konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuche es erneut.
<b>Vielen Dank für deine Anmeldung! Um die Anmeldung zum SMAlltalk Newsletter abzuschließen, müssen wir deine E-Mail-Adresse bestätigen. Klicke dafür bitte auf den Link in der E-Mail, die wir dir gerade geschickt haben.

* Pflichtfeld

 

Newsletter
Newsletter

Andere Artikel zum Thema Assistenz, Therapie & Hygiene