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Perspektivwechsel in der Pflege mit SMA – Ein Einblick in den Alltag eines Pflegers

Pflegerinnen und Pfleger spielen eine wichtige Rolle im Leben von vielen Betroffenen mit SMA. Welche beruflichen Umwege gemacht wurden und welche BeweggrĂŒnde sowie Erfahrungen der Beruf aus Sicht eines Pflegers mit sich bringt, erfahrt ihr hier.

Das Wort „Care“, gelegt aus einzelnen Buchstabenblöcken auf einem grĂŒnen Tuch mit weiß-rosa Blumen.
Das Wort „Care“, gelegt aus einzelnen Buchstabenblöcken auf einem grĂŒnen Tuch mit weiß-rosa Blumen.

Samuel ist 49 Jahre alt und hat vor einigen Jahren seinen Beruf in der Pflege begonnen. Sein beruflicher Werdegang fĂŒhrte ihn nach dem Zivildienst, in dem er erste Erfahrungen in der Pflege sammeln konnte, zunĂ€chst in andere Richtungen. Nach einer Phase der beruflichen Stagnation, Unzufriedenheit und dem Wunsch nach VerĂ€nderung wurde er dann auf eine Anzeige seines ehemaligen Arbeitgebers wĂ€hrend des Zivildienstes aufmerksam. Nach einem Praktikum entschied er sich „ganz oder gar nicht” fĂŒr den Berufseinstieg in der Pflege und begann nach einigen Monaten als Pflegehelfer die Ausbildung zum Altenpfleger, die er inzwischen erfolgreich abgeschlossen hat.

Pflege von Menschen mit SMA

Aktuell betreut er zwei SMA-Klientinnen, die bis auf die Angewiesenheit auf den Rollstuhl und einige weitere körperliche EinschrĂ€nkungen noch recht selbststĂ€ndig sind. Beide sind in festen Partnerschaften, bei denen der jeweilige Partner eine wichtige Rolle in der alltĂ€glichen UnterstĂŒtzung spielt. So ist einer der LebensgefĂ€hrten gleichzeitig Assistent der SMA-Klientin und ĂŒbernimmt am Wochenende auch die Betreuung.

Zu Samuels tĂ€glichen Aufgaben gehören insbesondere die morgendliche Grundpflege, die Mobilisation aus dem Bett in den Rollstuhl sowie weitere TĂ€tigkeiten wie Duschen oder die Intimpflege. Gerade bei der Versorgung von Menschen mit SMA ist es seiner Erfahrung nach von großer Bedeutung, ein GespĂŒr fĂŒr die individuelle Person und deren Körper zu bekommen.

Ein weiterer Aspekt, der ihm besonders am Herzen liegt, ist die zwischenmenschliche und abgestimmte Kommunikation wĂ€hrend dieser VorgĂ€nge. Insbesondere bei der Intimpflege möchte er fĂŒr eine angenehme AtmosphĂ€re sorgen, sodass die Klient:innen sich wohlfĂŒhlen können. Auch außerhalb der morgendlichen Grundpflege ist der Austausch wichtig fĂŒr ein gutes Miteinander. Zu betonen ist, dass er trotz seiner pflegerischen TĂ€tigkeit seine Klient:innen nicht als „anders” oder „krank” sieht. Dementsprechend ist es fĂŒr den persönlichen Umgang völlig egal, ob die Person SMA hat oder nicht.

Beruf als Berufung?

FĂŒr ihn ist es relevant, in seiner Arbeit authentisch bleiben zu können. Diese Einstellung ermöglicht ihm, eine enge Beziehung zu seinen Klient:innen aufzubauen und ein VertrauensverhĂ€ltnis zu schaffen, das ĂŒber die rein pflegerischen, körperlichen Handgriffe und TĂ€tigkeiten hinausgeht. Die tĂ€glichen GesprĂ€che wĂ€hrend der Pflege eröffnen seiner Meinung nach Raum fĂŒr persönliche Themen und BedĂŒrfnisse. Dabei geht es nicht nur um rein medizinische Aspekte, sondern auch um die Wahrung der individuellen WĂŒrde und den Respekt vor den WĂŒnschen der betreuten Menschen. FĂŒr ihn ist es die zwischenmenschliche Beziehung, die ihn antreibt und erfĂŒllt.

Man bekommt in diesem Beruf wirklich viel zurĂŒck. Das hört man oft, aber fĂŒr mich ist es wirklich so.

Ein weiterer Aspekt seiner Arbeit beinhaltet die Transparenz und Ehrlichkeit im Umgang mit seinen Klient:innen. Er selbst beschreibt sich als eher ruhig und zurĂŒckhaltend. In seiner Rolle als Pfleger wird er jedoch oft dazu ermutigt, ĂŒber sein aktuelles Wohlbefinden offen zu sprechen. Privat erhĂ€lt er hĂ€ufig den Kommentar: "Du bist so still", jedoch im Kontakt mit seinen Klient:innen kommt er nach eigener Aussage mehr aus sich heraus. Er betont, dass die Beziehungen zu seinen Klient:innen von Vertrauen und Offenheit geprĂ€gt sind.

Zu dieser offenen Kommunikation gehört auch die regelmĂ€ĂŸige VerstĂ€ndigung ĂŒber eventuelle MissverstĂ€ndnisse oder Probleme. So berichtet er von einem, fĂŒr ihn sehr einprĂ€gsamen Fall, in dem es bei der Betreuung eines an Multipler Sklerose (MS) erkrankten Klienten zu einer Unklarheit kam. Er vermutete gesundheitliche Probleme im Zusammenhang mit dem Urin und beschloss, mit der Pflegedienstleitung zu sprechen, um TeststĂ€bchen zu besorgen und eine mögliche EntzĂŒndung zu ĂŒberprĂŒfen. Sein Klient erfuhr ĂŒber seinen Betreuer davon, bevor er selbst als Pfleger mit ihm darĂŒber sprechen konnte. Dadurch hatte der Klient das GefĂŒhl, dass er als Pfleger hier hinter seinem RĂŒcken gehandelt hatte. Er konnte dies dann mit dem Klienten noch einmal besprechen und klĂ€ren, aber es hat ihm noch einmal besonders gezeigt, wie wichtig eine direkte und offene Kommunikation ist.

Außerdem nimmt er sich etwas mehr Zeit fĂŒr die Pflege als dies wĂ€hrend seiner Ausbildung in der Schule ĂŒblich war, da dies seiner Beurteilung zufolge auch fĂŒr ein gutes VerhĂ€ltnis zu seinen Klient:innen sorgt. In einem Umfeld und in einer Zeit, in der die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen seiner EinschĂ€tzung nach leider zu oft vernachlĂ€ssigt wird, betont Samuel die Wichtigkeit eines respektvollen Umgangs und einer guten Beziehung zu den Klient:innen in der Pflege.

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