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Unser Alltag mit Familienassistenz Teil 2 – Die Auswahl der richtigen Assistenz – für alle Lebenslagen

Bevor die Assistenz auch für die Kinder da war, hat sie mir hauptsächlich bei meinen eigenen Aufgaben geholfen. Für mich musste es vor allem menschlich passen. Heute achte ich stärker darauf, dass es jüngere, belastbare Frauen sind, die wirklich gut mit Kindern umgehen können.

Man sieht Sandras Mann von hinten mit ihrem Sohn auf den Schultern und ihrer Tochter an der Hand. Im Hintergrund sieht man ein Karussell
Man sieht Sandras Mann von hinten mit ihrem Sohn auf den Schultern und ihrer Tochter an der Hand. Im Hintergrund sieht man ein Karussell

Die Sympathie zwischen Kind und Assistenz muss da sein, genauso wie das Feingefühl für eine gewisse Distanz!

Es kam auch schon vor, dass ich Assistentinnen oder Assistenten im Team hatte, die mit Kindern nicht so gut zurechtkamen – sei es aus Unerfahrenheit oder weil einfach das Händchen für den Umgang mit Kindern gefehlt hat. Solche Assistenzen habe ich dann eher am Vormittag oder spät am Abend eingeplant – zu Zeiten, in denen die Kinder weniger präsent sind. Trotzdem sehe ich es auch als meine Aufgabe, jeder Assistenz die Chance zu geben, sich langsam an den Umgang mit den Kindern zu gewöhnen. Ich habe schon oft die Rückmeldung bekommen, dass viele durch die Arbeit bei uns einiges gelernt haben.

Ich habe zu jeder Assistenz ein sehr gutes Verhältnis – aber eben zu jeder ein anderes.

Da gibt es die Assistentinnen in meinem Alter, die selbst Kinder haben und ein ganz ähnliches Familienleben führen. Mit ihnen tausche ich mich oft über das Mama-Dasein aus, und es entstehen auch tiefgründige Gespräche über das Leben.

Dann habe ich meine Schülerinnen. Sie befinden sich noch in der Ausbildung und sind natürlich sehr jung. Die Gespräche sind da meist nicht so tief – da merkt man einfach den Altersunterschied und die unterschiedlichen Lebensansichten.

Und dann sind da noch meine Rentnerinnen. Erfahrene Frauen, von denen ich selbst noch viel lernen kann. Bei ihnen lasse ich mich tatsächlich manchmal ein bisschen „fallen“. Wenn die Kinder ganz ins Spielen vertieft sind, nutze ich die Gelegenheit, mich für einen Moment zurückzuziehen.

Auch Differenzen gehören dazu

Natürlich kommt es auch immer mal vor, dass es schwer ist, die richtige Balance zwischen Nähe und Distanz zu halten. Zum Glück passiert das eher selten – aktuell haben wir wirklich ein sehr gutes Arbeitsverhältnis im gesamten Team. Aber natürlich gab es auch bei mir in den letzten Jahren immer wieder mal Differenzen mit Assistentinnen.

Manchmal lassen sich solche Konflikte klären. Aus meiner Erfahrung kann ich aber sagen: Wenn es nicht direkt zu einer offenen Klärung kommt, ist es meist besser, das Arbeitsverhältnis zu beenden.

Bei mir bedeutet Assistenz ein „Mitleben“ in meinem privatesten Umfeld – es ist ein sehr persönlicher Job.

Wenn einmal eine gewisse Grenze überschritten wurde, ist es schwer, das Vertrauensverhältnis wieder vollständig zu reparieren. Und wenn selbst ein offenes, klärendes Gespräch nicht hilft und man im Alltag merkt, dass die Spannungen bestehen bleiben, muss man Konsequenzen ziehen – gerade in diesem sensiblen Bereich. Denn es geht um das eigene Leben, den eigenen Alltag – und der darf nicht dauerhaft von Konflikten belastet sein.

Bei Einstellungsgesprächen und auch zwischendurch betone ich deshalb immer wieder: „Wenn ihr ein Problem habt – redet mit mir! Wir können über alles sprechen.“ Es ist mir sehr wichtig, dass meine Assistentinnen wissen, dass sie sich jederzeit offen an mich wenden können.

Ich versuche stets, eine gute Balance zwischen Geben und Nehmen zu schaffen.

Meine Assistentinnen haben viel Freiraum und dürfen bei der Dienstplanung mitentscheiden bzw. Wünsche äußern. Im Gegenzug erwarte ich ein gesundes Maß an Flexibilität – und vor allem Ehrlichkeit.

Mir ist auch sehr wichtig, dass jede Assistenz folgendes versteht: In diesem Job braucht es Verantwortungsbewusstsein. Es geht hier nicht um eine Tätigkeit wie Kellnern – es geht um Menschen, die Hilfe benötigen. Ich treffe meine Einstellungsentscheidungen oft aus dem Bauch heraus. Inzwischen habe ich ein gutes Gespür für Menschen entwickelt. Ich erkenne schnell, ob jemand gut mit Menschen und besonders mit Kindern umgehen kann.

Familienleben - auch mal ohne Assistenz

Natürlich gibt es uns als Familie auch ohne Assistenz. Besonders am Wochenende oder wenn mein Mann Urlaub hat, versuchen wir ganz bewusst, Zeit nur als Familie zu verbringen. Diese Tage genießen wir in vollen Zügen.

Bei längeren Ausflügen oder wenn wir den ganzen Tag unterwegs sind, nehmen wir inzwischen aber eine Assistenz mit. Einfach, damit es für meinen Mann entspannter ist – schließlich muss er sich um mich und unseren Kleinen gleichzeitig kümmern.

Gerade an solchen Tagen überlegen wir sehr genau, wen wir mitnehmen.

Ein Beispiel: Wenn wir in einem Freizeitpark sind und unsere Tochter mit ihrem Papa herumtobt, wäre ich in der Zeit allein mit dem Kleinen – und das ist momentan noch nicht machbar für mich. Oder: Im Sommer planen wir wieder einen Urlaub auf Mallorca. Auch da wird uns eine Assistenz begleiten, damit mein Mann sich am Flughafen ganz auf mich konzentrieren kann. Und schließlich soll der Urlaub ja auch für ihn Erholung sein.

Natürlich macht mein Mann das alles gerne. Aber ganz ehrlich: Eine Frau und zwei Kinder allein zu versorgen – das ist einfach anstrengend!

Wie findet man die ideale Familienassistenz?

Dabei verlasse ich mich vor allem auf mein Bauchgefühl. Ich frage mich immer wieder: Fühlst du dich wirklich wohl mit dieser Person an deiner Seite? Kannst du du selbst sein – oder verstellst du dich?

Nach der Einstellung ist Ehrlichkeit das A und O – vor allem zu sich selbst, aber auch zur Assistenz. Man darf keine Abstriche machen oder sich zurücknehmen, nur um es jemandem recht zu machen. Auch nicht aus Rücksicht in der Anfangszeit. Es ist wichtig, von Anfang an klar zu sagen: So – und nicht anders. Das mag hart klingen, aber es geht um dein selbstbestimmtes Leben.

In den ersten Jahren war ich oft unsicher im Umgang mit meinen Angestellten. Ich habe meine eigenen Bedürfnisse zurückgestellt, nur um Konflikte zu vermeiden. Heute sehe ich das anders.

Als Budgetnehmerin bin ich gleichzeitig auch Arbeitgeberin – und das bedeutet, dass ich das Sagen habe.

Natürlich sollte man auch die Bedürfnisse der Assistenz berücksichtigen, aber in erster Linie zählt: du selbst.

Wenn es nicht passt, sollte man den Mut haben, das Arbeitsverhältnis zu beenden – für einen echten Neuanfang. Und dabei ist es auch wichtig, die Kinder im Blick zu behalten: Fühlen sie sich wohl? Vertrauen sie der Person? Wenn nicht, bringt es nichts, etwas erzwingen zu wollen. Manche Menschen können gut mit Kindern – andere eben nicht. Und das ist völlig in Ordnung.

Man wächst mit der Zeit hinein – in die Rolle, für sich selbst einzustehen und die eigenen Bedürfnisse an erste Stelle zu setzen. Denn genau dafür ist die Assistenz da: Damit du so leben kannst, wie du es möchtest.

Gastautorin Sandra, Jahrgang 1989, SMA Typ III

Sandra und ihre kleine Tochter von hinten wie sie eine Straße entlang fahren, Sandra im Rollstuhl, die Tochter auf dem Laufrad
Sandra und ihre kleine Tochter von hinten wie sie eine Straße entlang fahren, Sandra im Rollstuhl, die Tochter auf dem Laufrad

Zusammen unterwegs: Sandra und ihre Tochter

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Fortsetzung folgt...

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