Redaktionsteam - Jasmin
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JAHRGANG 1982 •
SMA TYP II

Neue Stadt, neuer Kostenträger und neue Chancen? – Ein Erfahrungsbericht zwischen Struktur, Hoffnung und Veränderung

Als Mensch mit Assistenzbedarf ist man oft auf mehrere Kostenträger angewiesen. Diese übernehmen Leistungen wie die Grundsicherung, Hilfe zur Pflege oder Eingliederungshilfe. Doch obwohl sie alle dasselbe Ziel verfolgen – die Unterstützung eines selbstbestimmten Lebens –, arbeiten sie häufig nicht Hand in Hand.

 
Ein Foto einer Hand, die hinter großen Papierstapeln auf einem Schreibtisch hervorragt.
Ein Foto einer Hand, die hinter großen Papierstapeln auf einem Schreibtisch hervorragt.

Zurück in meine Heimatstadt – wie geht es weiter?

Ich selbst habe gerade einen Wechsel der Zuständigkeit hinter mir. Weit weg von der Stadt Heidelberg, zurück in meinen Heimatort Ulm. Eine Entscheidung, die nicht ganz freiwillig war und die mich anfangs sehr verunsichert hat. Ich gebe zu – begeistert war ich wirklich nicht. So ein Wechsel bedeutet nämlich nicht nur jede Menge organisatorischen Aufwand: neue Ansprechpartner:innen finden, unzählige Formulare ausfüllen, alte Unterlagen zusammensuchen, die irgendwo in Ordnern oder Kisten versteckt sind. Es bedeutet auch, sich auf neue Strukturen einzulassen, Gewohntes loszulassen und wieder bei Null anzufangen. Natürlich schwingt dabei immer eine gewisse Unsicherheit mit: Wird es besser? Werde ich die Unterstützung bekommen, die ich brauche? Oder wird es vielleicht sogar noch komplizierter, als es vorher schon war?

Positiv überrascht

Was ich nicht erwartet hätte: Dass dieser Wechsel auch neue Energie freisetzt.

Mein neuer Kostenträger ist interdisziplinär organisiert – die verschiedenen Ämter sprechen miteinander, tauschen Informationen aus und suchen gemeinsam nach Lösungen. Es fühlt sich an, als würde endlich jemand die Fäden zusammenhalten, anstatt dass ich sie mühsam selbst verknüpfen muss. Und plötzlich ist da dieses ungewohnte Gefühl: Ich werde tatsächlich gehört. Meine Anliegen stoßen nicht mehr auf taube Ohren, sondern werden ernst genommen, diskutiert, weitergedacht. Das gibt mir Hoffnung – Hoffnung, dass Veränderung auch Gutes bewirken kann.

Vom Kampf zur Kooperation

In Heidelberg war es oft ein zermürbender Kampf. Für jeden noch so kleinen Ausflug musste ich einen neuen Antrag stellen – selbst dann, wenn es lediglich um das Eintrittsgeld für meine Assistenz ging. Ich erinnere mich an all die Formulare, die Nachweise, die ewigen Wartezeiten. Oft habe ich solche Vorhaben schließlich aufgegeben, weil der bürokratische Aufwand einfach zu groß war und mir die Kraft dafür fehlte.

In Ulm hingegen habe ich ein Freizeitbudget beantragt. Schon beim ersten Gespräch spürte ich: Hier weht ein anderer Wind. Selbst wenn nicht alles sofort genehmigt wird, begegnet man mir mit einer völlig anderen Haltung. Es wird nicht nur abgehakt, sondern gemeinsam überlegt, welche Möglichkeiten es gibt. Wenn die Krankenkasse etwas ablehnt, prüft Ulm noch einmal – und stellt die entscheidende Frage: „Wie können wir Sie unterstützen?“ Diese Haltung macht für mich den entscheidenden Unterschied. Sie gibt mir das Gefühl, dass ich nicht mehr allein kämpfen muss.

Veränderung als Chance: Wenn es leichter werden darf

Veränderung ist nie leicht. Sie fordert uns heraus, wirft uns aus gewohnten Bahnen und bringt Unsicherheit mit sich. Doch sie kann auch Türen öffnen – wenn wir bereit sind, uns darauf einzulassen und innerlich mitzugehen.

Ich habe für mich gelernt: Wenn ich klar und ehrlich benenne, was ich brauche – und dabei gleichzeitig wertschätzend und offen bleibe –, entsteht plötzlich etwas Neues. Es öffnet sich ein Raum für echte Zusammenarbeit, für gegenseitiges Zuhören, für Lösungen, die vorher undenkbar schienen.

Vielleicht ist es genau das, was Veränderung uns schenken kann: die Chance, dass es ab jetzt leichter werden darf. Leichter, weil wir uns selbst treu bleiben und gleichzeitig Vertrauen in andere zulassen. Leichter, weil wir nicht mehr alles allein tragen müssen. Und leichter, weil wir die Erfahrung machen, dass Unterstützung möglich ist – wenn wir den Mut haben, danach zu fragen.

Mut lohnt sich – in jedem Alter

Ich möchte allen mit auf den Weg geben: Es ist nie zu spät, neue Wege zu gehen. Egal, ob wir 20, 40 oder 70 sind – Veränderungen bedeuten nicht automatisch, dass alles schlechter wird. Im Gegenteil: Sie können die Chance sein, dass es endlich besser wird.

Natürlich braucht es Mut. Und ja, es wird Momente geben, in denen Zweifel laut werden oder andere uns entmutigen wollen. Aber genau dann lohnt es sich, dranzubleiben und sich nicht kleinmachen zu lassen. Denn Veränderung kann uns zu Lösungen führen, die wir vorher nicht einmal für möglich gehalten hätten.

Mein Rat: Seid klar in dem, was ihr braucht, und gleichzeitig offen für neue Perspektiven. Holt euch Unterstützung, sprecht über eure Wünsche und traut euch, sie einzufordern. Denn manchmal müssen wir die erste Tür selbst öffnen – und plötzlich öffnen sich noch viele weitere.

Manchmal müssen wir den Mut aufbringen, den ersten Schritt zu gehen. Die nächsten gehen dann leichter.

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