Redaktionsteam - Jasmin
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JAHRGANG 1982 •
SMA TYP II

Berufung leben trotz Erwerbsminderungsrente – Mein Weg zwischen Coaching und Selbstfindung

Ich bin spirituelle Coachin. Gleichzeitig beziehe ich Erwerbsminderungsrente. Das klingt erstmal widersprüchlich – und fühlt sich manchmal auch so an.

 
Ein Foto einer Frau, die an ihrem Schreibtisch sitzt und an ihrem Laptop arbeitet.
Ein Foto einer Frau, die an ihrem Schreibtisch sitzt und an ihrem Laptop arbeitet.

Zwischen Berufung und Begrenzung: Mein innerer Konflikt

Denn in mir gibt es diesen großen Wunsch, etwas zu bewirken. Menschen zu begleiten, ihnen Kraft und Orientierung zu geben. Gleichzeitig gibt es da ein System, das mir ganz klar sagt: „Du darfst nur drei Stunden am Tag arbeiten – sonst verlierst du deine Rente.“

Ich habe lange mit diesem Spannungsfeld gerungen. Ich habe mich gefragt: Bin ich überhaupt noch Coachin, wenn ich keine Coachings anbiete? Darf ich wirken – auch ohne offizielles Angebot, ohne Geld, ohne klare Struktur? Die Antwort ist für mich mittlerweile: Ja.

Denn Berufung misst sich nicht in Stunden oder Einkommen. Sie zeigt sich in der Haltung, mit der ich durchs Leben gehe.

Die gesetzlichen Grenzen – und was sie mit einem machen

Als ich die volle Erwerbsminderungsrente bewilligt bekam, lag die Hinzuverdienstgrenze bei etwa 6.300 Euro brutto jährlich. Das bedeutete für mich: Ich durfte nur ein sehr begrenztes Einkommen haben – und musste gleichzeitig aufpassen, nicht „zu gesund“ oder „zu leistungsfähig“ zu wirken.

Seitdem hat sich einiges verändert. Stand 2025 liegt die Hinzuverdienstgrenze bei rund 19.000 Euro brutto jährlich. Das eröffnet theoretisch neue Spielräume – praktisch muss man sich aber immer noch gut auskennen und viel abwägen.

Ich selbst habe diese Veränderung erst vor Kurzem erfahren. Sie wurde mir nicht automatisch mitgeteilt. Und so stellt sich für mich jetzt die Frage: Könnte ich in Zukunft vielleicht doch wieder mehr Verantwortung übernehmen – auch finanziell? Könnte ich langfristig sogar unabhängig von Grundsicherung leben? Das ist ein anderes Thema – und noch ein Stück Weg…

Ich wirke – auch ohne klassisches Coaching-Angebot

Trotz aller äußeren Begrenzungen höre ich nicht auf zu wirken. Ich begleite aktuell einen Klienten beim Aufbau seines Persönlichen Budgets – nicht als spirituelle Coachin im klassischen Sinn, sondern als Mensch, der zuhört, mitdenkt, übersetzt, stärkt.

Ich habe mich als Kontaktperson bei der DGM beworben, weil ich spüre, dass meine Erfahrungen gebraucht werden. Ich bereite mich außerdem auf ein Psychologiestudium vor. Das ist für mich kein Widerspruch zu meinem bisherigen Weg, sondern eine sinnvolle Erweiterung: Ich möchte mein Wissen vertiefen, neue Perspektiven gewinnen – und vielleicht später auch im Bereich Inklusion und Teilhabe publizieren.

Darüber hinaus werde ich demnächst ehrenamtlich bei den sogenannten „Lila Frauen“ im Krankenhaus mitwirken – einem Besuchsdienst für Patientinnen, bei dem es um Zuhören, Dasein, Gespräche und Menschlichkeit geht.

All das ist kein klassisches Coaching-Business. Aber es ist Wirksamkeit – in meinem Tempo, im Rahmen meiner Möglichkeiten.

Selbstwert trotz Systemgrenzen: Was wirklich zählt

Trotzdem ist da immer wieder diese Stimme in mir, die fragt: „Ist das genug?

Die Erwerbsminderungsrente gibt mir einerseits Sicherheit. Andererseits merke ich, wie sehr sie auch innerlich begrenzt – nicht nur finanziell, sondern auch im Selbstbild. Ich erlebe Momente, in denen ich mich selbst zurückhalte. Aus Angst, „zu viel“ zu sein. Zu gesund zu wirken. Etwas falsch zu machen.

Ich glaube, viele Menschen mit Behinderung oder chronischer Erkrankung kennen diesen Zwiespalt.

Einerseits wollen wir gestalten, geben, teilhaben.
Andererseits kämpfen wir mit Anträgen, Vorgaben und einem Gefühl ständiger Unsicherheit.

Berufung leben darf auch leise und suchend sein

Was mir hilft, ist die Erinnerung:

Ich bin nicht weniger wert, nur weil ich gerade wenig leiste.

Ich bin nicht weniger Coachin, nur weil ich keine Gruppen leite oder Programme verkaufe.

Ich bin auf meinem Weg – und der darf auch still, unfertig und suchend sein.

Berufung hat viele Gesichter und manchmal braucht sie einfach ein bisschen mehr Geduld.

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