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SMAlltalk SMA
Für Menschen ohne Einschränkung ist die Buchung eines Urlaubs nur wenige Klicks entfernt – wo will ich hin? Habe ich das günstigste Angebot erwischt? Sind meine Flugzeiten kompatibel?
Bei mir ist solch eine Urlaubsplanung mit einem etwas höheren Aufwand verbunden. Neben dem Üblichen spielt die Barrierefreiheit eine große Rolle. Diese bezieht sich sowohl auf den Reiseort als auch auf die Unterkunft. Es gibt einfach Städte, die es einem mit dem Rollstuhl nicht immer sehr leicht machen. Damit meine ich beispielsweise starkes Kopfsteinpflaster, viele Treppen in der Altstadt, die Zugänglichkeit zu öffentlichen Verkehrsmitteln, Bars, Restaurants oder zu anderen öffentlichen Plätzen.
Klar, darf ich das Maß nicht so hoch setzen, wie ich es von meiner Heimatstadt gewohnt bin – da sonst wohl nur die wenigsten Städte dieser Welt für mich zum Urlaub machen in Frage kämen.
Auch die Wahl der Unterkunft ist nicht immer einfach. Es gibt einfach oft Hotels, die keine barrierefreien Zimmer anbieten – oder nur solche, die ich mir als Studentin entsprechend nicht leisten kann. Ich hatte auch schon die Situation, in der ich ein als rollstuhlgerecht ausgeschriebenes Zimmer zugeteilt bekommen habe, das in meinen Augen einfach nicht rollstuhlgerecht war. Dann steht man dort erstmal und weiß nicht weiter. In einer fremden Stadt – ohne eine Unterkunft, die man tatsächlich auch nutzen kann. Das ist der schlimmste Fall, der eintreten kann.
Seitdem mir das passiert ist, gehe ich im Voraus immer auf Nummer sicher. Selbst wenn Hotels ausschreiben, dass sie rollstuhlzugänglich sind, kontaktiere ich sie immer noch einmal per Mail und frage nach: Ist die Dusche ebenerdig? Wie groß ist das Zimmer und der Türrahmen? Ist das Bett mit dem Lifter unterfahrbar?
Dies leitet mich direkt schon zum nächsten Punkt: Hilfsmittel.
Mein Rollstuhl ist mein stetiger Begleiter – ohne ihn geht gar nichts. Früher bin ich oft noch mit dem E-fix oder Aktivrollstuhl verreist. Einfach aus dem Grund, dass dieser handlicher und im Notfall auch mal zu heben ist. Außerdem ist er bei Flugreisen schwieriger zu beschädigen. Der Nachteil ist jedoch, dass ich dann früher oder später immer von jemand anderem abhängig bin.
Mit ihm traue ich mich, allein unterwegs zu sein, da dieser einfach stabiler gebaut ist. Kopfsteinpflaster, Bordsteinkanten oder steile Rampen kann ich problemlos alleine mit ihm meistern.
Doch was den Transport angeht, ist dieser einfach schwieriger zu handhaben. Jede Flugreise stellt ein Risiko dar. Mit den Gepäckstücken wird generell oft nicht sehr vorsichtig umgegangen. Bei einem Koffer sind ein paar Kratzer im Normalfall kein großes Problem. Wenn aber die Armlehnen des Rollstuhls verbogen sind oder ein riesiger Kratzer auf dem Rahmen zu sehen ist, sitzt der Schock erstmal tief.
Natürlich muss man dazu sagen, dass dies nicht der Regelfall ist – aber im schlimmsten Fall muss man damit rechnen.
Beim Transport des Lifters gilt ähnliches. Ich habe einen mobilen Lifter, der sich im Verhältnis ziemlich klein zusammenklappen lässt. Im Laufe der Jahre hat sich herausgestellt, dass sich zum Transportieren eine Kiteboardtasche perfekt eignet. Eine Zeit lang habe ich auch noch einen zusammenbaubaren Duschstuhl mitgenommen, weil ich auf den an der Wand angebrachten Duschstühlen nicht sicher sitze. Inzwischen habe ich jedoch entdeckt, dass ein üblicher Gartenstuhl für mich die perfekte Alternative darstellt.
Man sieht also: Zu jedem meiner Urlaube gehört jede Menge Gepäck dazu, das – abhängig davon, ob ich fliege oder auf Kreuzfahrt gehe – auch noch angemeldet werden muss. Inzwischen ist die Anmeldung der Hilfsmittel zur Routine geworden, da sich Batterietyp, Maße und Gewicht so schnell nicht ändern.
Der letzte Punkt meiner Vorbereitungen ist meiner Ansicht nach der wichtigste: Assistenz.
Ohne Assistenz würden mir die anderen Vorbereitungen nichts bringen. Ich bin zwar nicht ununterbrochen auf jemanden angewiesen, jedoch darauf, dass jemand auf Abruf da ist – falls ich doch mal etwas machen möchte, das ich nicht allein kann, wie z.B. schwimmen gehen. Auch in der Nacht, beim Umziehen oder bei anderen Pflegetätigkeiten ist eine Assistentin für mich unabdingbar.
Die meisten Assistentinnen freuen sich, wenn ich sie frage, ob sie mich in den Urlaub begleiten wollen. Für mich ist es aber nicht immer leicht, auszuwählen, wen ich mitnehmen möchte. Der Ablauf des Urlaubs unterscheidet sich stark, je nachdem, ob ich mit meiner Familie oder mit Freunden verreise – wobei im Vorhinein oft schon klar ist, dass die Nächte dann auch mal länger werden können. Abhängig davon wähle ich unterschiedliche Assistentinnen aus.
Wichtig ist, im Vorhinein zu klären, was die Aufgaben sind – und dass der Urlaub für die Assistentin immer noch hauptsächlich Arbeit bedeutet. Wenn die Zeit und die Situation es zulassen, kann die Assistentin nach Absprache die Zeit auch mal für Sightseeing o. ä. nutzen. Dies sollte aber nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Ich habe bereits die Erfahrung machen müssen, dass schlechte Absprachen und falsche Erwartungen sich negativ auf die Stimmung und den gesamten Urlaub auswirken können. Eine gute Assistentin ist also das A und O für einen unvergesslichen Urlaub.
Nach guter Planung folgt ein entspannter Urlaub
Liv-Marie,
Jahrgang 2004, SMA Typ II
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