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SMAlltalk SMA
Die Wochen vor der Abreise vergingen wie im Flug und drei Tage vorher war ich nur mit dem Nötigsten vorbereitet. Zwar hatte ich das vermeintlich Wichtigste – Rollstuhlladegerät, warme Kleidung und Medikamente – früh gepackt, doch dann meldeten sich alle meine Mitarbeitenden krank und ich bekam eine „Migräne-Attacke-Deluxe“.
Meine größte Sorge betraf – wie so oft – die Barrierefreiheit der Toilette an Bord. In früheren Urlauben mussten wir schon mehrfach die Unterkunft wechseln, weil trotz E-Mails, Fotos und Anrufen nichts passte. Auf einem Schiff geht das eben nicht.
Die Anreise nach Hamburg dauerte statt 4,5 gleich 7,5 Stunden. Behindertentoiletten auf der Strecke? Unbenutzbar oder zweckentfremdet. Im Hotel dann der nächste Rückschlag: Frühstück wurde berechnet, obwohl ich es explizit abgelehnt hatte. Schlaf fanden wir kaum – Party an der Bar, kaltes Zimmer, knallende Türen ab 5:00 Uhr morgens.
Aufgeregt und voller Hoffnung machten wir uns also auf den Weg zum AIDA-Parkplatz. Die Beschilderung war hervorragend. Wir fanden den Parkplatz auf Anhieb. Auch die Behindertenparkplätze waren großzügig angelegt – für mich problemlos nutzbar.
Bei der Kofferabgabe wurden wir verständnisvoll empfangen. Den Koffer mit den Ladegeräten für den Rollstuhl durften wir als Handgepäck mitnehmen – ein echtes Plus. Später an Bord konnten wir sogar beobachten, wie die Gepäckstücke verladen wurden. Besonders positiv überraschte mich der sorgfältige Umgang mit dem Lifter.
Und entgegen all meiner Sorgen wurde auch mein Duschstuhl schnell und unbeschadet ins Zimmer gebracht. Der Check-in: schnell, reibungslos, sehr rücksichtsvoll – einfach angenehm.
Alina vor dem AIDA-Kreuzfahrtschiff
Doch meine größte Angst wurde wahr: Die Toilette in unserer Kabine war nicht barrierefrei genug – zu niedrig und von der Seite nicht frei zugänglich. Ich brach in Tränen aus. Anders als in einem Hotel konnte man hier eben nicht einfach wechseln.
Die Restaurants waren überfüllt, geschlossen bei Ankunft oder schlecht organisiert. Unterstützung gab es kaum, mit der Begründung, ich hätte ja eine Begleitperson. Aber wie soll mein Mann gleichzeitig für drei Personen Getränke und Essen durch volle Buffets schleppen, wenn es keine Tabletts gibt?
Das Essen selbst: überraschend schlecht. Viel billige Convenience-Ware, kaum italienisches Flair im "Bella Donna", Sushi gegen Aufpreis und enttäuschende Vielfalt im „Brauhaus“. Immerhin: gute Pizza im Kinderrestaurant "Fuego".
Alle Bereiche waren theoretisch erreichbar, aber in der Praxis wartete man ewig auf Aufzüge, Gänge waren durch Reinigungspersonal versperrt, und ich passte nur durch die Tür unserer eigenen Kabine. Die ständigen Metallschwellen waren ein Alptraum. Die Toilettensituation brachte mich mehrfach an meine Grenzen – buchstäblich.
Ein Lichtblick: der günstige Waschsalon. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich viel Gepäck sparen können.
Einige Landgänge fielen aus oder führten in kaum zugängliche Orte. Mein Sohn durfte wegen seiner Windel nicht in die Gruppe der 3- bis 6-Jährigen – das war für ihn traurig und für uns ernüchternd. Gemeinsame Zeit im offenen Spielbereich war schön, aber auch anstrengend.
Ein kleiner Wasserfall im Grünen
Diese Reise hat uns körperlich und emotional an unsere Grenzen gebracht. Ich hatte gehofft, meinen Mann zu entlasten und unserem Sohn ein schönes Erlebnis zu bieten – doch wir kamen erschöpfter zurück, als wir losgefahren sind.
Wir sind froh, dass wir es ausprobiert haben. Aber noch viel dankbarer sind wir, dass wir wieder zu Hause sind.
Ein kleiner Wasserfall im Grünen
Alina,
Jahrgang 1991, SMA Typ II
Erlebnisse auf Reisen sind natürlich immer sehr individuell. Eine ganz andere Erfahrung mit Kreuzfahrten hat Lilli gemacht.
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Hinweis: Erkennbare Markennamen sind willkürlich gewählt und dienen ausdrücklich nicht der Produktplatzierung. Biogen nimmt keinerlei Einfluss auf Umsatzgeschäfte der auf SMAlltalk sporadisch erkennbaren Markenhersteller und es bestehen diesbezüglich keinerlei Erwartungen.
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