Redaktionsteam - Amelie
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JAHRGANG 1998 •
SMA TYP III

Starrer-Typen und wie ich ihnen begegne – Starr…starrer…Comedy

Wer kann noch von sich behaupten, dass Menschen extra für dich zum Comedian werden? Zugegebenermaßen zum ungewollten Comedian, aber ich habe in dem Moment schließlich auch kein Kabarett bestellt… Ich spreche von „Starrern“…

Comiczeichnung einer SMA-Patientin, die im Rollstuhl sitzt und von einer Person angestarrt und betätschelt wird.
Comiczeichnung einer SMA-Patientin, die im Rollstuhl sitzt und von einer Person angestarrt und betätschelt wird.

Was sind „Starrer“?

Unter Starrern verstehe ich persönlich Menschen, die mit sichtbar behinderten Menschen anders umgehen und sich dementsprechend anders verhalten, als sie das bei nicht sichtbar behinderten Menschen tun würden: Sie starren! 👀

Ich denke, wir sind uns einig, dass dieses Anstarren von Menschen unangebracht und darüber hinaus wahnsinnig unangenehm für die angestarrte Person ist.

In den Jahren, in denen ich bereits im Rolli unterwegs bin, hatte ich zahlreiche Begegnungen mit dieser Spezies. Jahrelange habe ich versucht, sie weitestgehend zu ignorieren, bis mir aufgefallen ist, dass so sowohl der Starrer als auch ich vieler Chancen beraubt werden. Ich persönlich verpasse die Chance, die unguten Gefühle, die das Verhalten in mir auslösen kann, zu äußern und damit loszuwerden. Und schlimmer noch, der Starrer bekommt kein Feedback, das ihn veranlassen könnte, sein Verhalten zu hinterfragen, um langfristig etwas zu ändern. Ich bin mir sicher, dass vielen Starrern ihr seltsames Verhalten in dem Moment nicht bewusst ist, sonst würden sie es nämlich von allein schlagartig ändern… Du fragst dich vielleicht gerade, warum sie dieses Verhalten plötzlich ändern sollten und was der Auslöser dafür sein kann… Um dir die Frage zu beantworten, möchte ich dir heute zwei Begegnungen mit unterschiedlichen Starrer-Typen schildern. Ja, du hast richtig gelesen, es gibt unterschiedliche Arten, wie gestarrt werden kann – zumindest habe ich diese für mich definiert. Dementsprechend werden für mich auch unterschiedliche Umgangsformen für diese unterschiedlichen Starrer-Typen notwendig. Im Folgenden beschreibe ich dir zwei dieser Typen – vielleicht hast du sie ja auch schon einmal kennengelernt.

Starrer-Begegnung 1 – „Die Primaballerina“

Comiczeichnung einer SMA-Patientin, die im Rollstuhl sitzt und von einer männlichen Primaballerina staunend angestarrt wird.
Comiczeichnung einer SMA-Patientin, die im Rollstuhl sitzt und von einer männlichen Primaballerina staunend angestarrt wird.

Die Primaballerina 🩰

Verhaltensweise:
Diese Spezies dreht Pirouetten, riskiert ein Schleudertrauma und eine verrenkte Halswirbelsäule, nur um möglichst lange der behinderten Person nachstarren zu können. Es besteht dadurch ein erhöhtes Unfallrisiko!

Du merkst vielleicht, dass ich diese Starrer-Attacken inzwischen mit einer guten Portion Humor nehme. Das war natürlich nicht immer so und ich finde mich auch heute immer wieder in Situationen, die mich überfordern.

Eine solche Situation, die mich regelmäßig aus dem Konzept bringt, ist beispielsweise die Begegnung mit dem zweiten Starrer-Typen: dem Tätschelnden.

Starrer-Begegnung 2 – „Der Tätschelnde“ 🫱

Der Tätschelnde

Verhaltensweise:
Ich bin mit dem Spruch groß geworden: „Man schaut nicht mit den Fingern!“ 🫵

Dieser Starrer-Typ verkörpert für mich die konträre Auslegung des Spruchs, denn dieser Starrer-Typ verlässt die rein visuelle Ebene und wechselt auf eine körperliche Ebene.

Schwups, da tätschelt auch schon die Hand eines fremden Menschen ungefragt meinen Kopf,
alternativ den Arm, das Bein, oder die Hand….

Egal was und wo getätschelt wird – es ist eine persönliche Grenzüberschreitung und diese Form des Starrens ist mein persönlicher Albtraum!

Meine Strategien, wenn Starrer-Alarm herrscht…

Eine mögliche Umgangsform mit den Starrern besteht natürlich darin, das direkte Gespräch zu suchen. Doch zum einen ist das manchmal gar nicht so einfach und zum anderen braucht es ab und zu einfach subtilere Kommunikation.

Eine Möglichkeit wäre es dann, das Verhalten der Primaballerina zu spiegeln und beispielsweise Pirouetten mit dem Rolli zu drehen. Oder alternativ Beifall für die Tanzeinlage zu spenden. 👏

Ich gebe zu, das braucht für den Anfang viel Mut. Eine etwas abgeschwächtere, aber durchaus effektive Variante ist, einfach stehen zu bleiben und interessiert der Showeinlage zuzuschauen. Das hat übrigens auch den Vorteil, dass das Unfallrisiko für die Primaballerina sinkt, weil sie sich nicht mehr so verbiegen muss.

Beim zweiten Starrer-Typ fällt mir der Umgang persönlich wahnsinnig schwer. Und es läuft leider viel zu oft auf ein „Augen zu und durch“ raus, um möglichst schnell aus der Situation zu kommen.

Ich denke, für den Umgang – egal mit welchem Starrer-Typen – ist eines entscheidend:

Im besten Fall wird dem Starrer selbst bewusst, wie unangebracht und seltsam das Verhalten gerade ist. 🙈

Bei der Frage, wie das erreicht wird, können wir kreativ werden. Denn ich muss dazu nicht ausfallend, oder verletzend werden, aber ich muss mir auch nicht alles gefallen lassen. Den einen, „richtigen“ Weg, um mit Starrer-Alarmen umzugehen, gibt es wahrscheinlich nicht. Denn es ist sicherlich alles auch eine Frage der Persönlichkeit, der Tagesform und der genauen Situation.

Mir hilft dabei meistens eine gute Portion Humor und der Gedanke, dass dieses Verhalten mehr über den Starrer selbst aussagt als über mich! 🤭

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SMA TYP III

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