Jahrgang: ’90er •
SMA TYP II

Männliche Erfahrungen mit dem Toilettengang – Teil 1 – Das Wasserlassen

Im Laufe meines Lebens war der Toilettengang oft genug der „Endgegner“: Unpassender Zeitpunkt (weil niemand da war, der helfen konnte), unpassender Ort (da nicht die nötigen Einrichtungen) und überhaupt viel zu aufwendig. Inzwischen wage ich zu behaupten, dass ich für mich ganz gut klarkomme, wenn die Blase oder auch der Darm drückt.

Drei männliche Figuren lassen Wasser. Die Statuen stehen auf einem Platz in der Öffentlichkeit und pinkeln Wasser.
Drei männliche Figuren lassen Wasser. Die Statuen stehen auf einem Platz in der Öffentlichkeit und pinkeln Wasser.

Wie aus dem ersten Satz ersichtlich, war dies jedoch nicht immer so. Deshalb möchte ich meine Erfahrungen mit der Community teilen. Vielleicht ist für den einen oder anderen ja ein nützlicher Hinweis dabei. Die Damen der Schöpfung sehen mir an dieser Stelle bitte nach, dass der nachfolgende Text lediglich meine männliche Sichtweise abdeckt. Mir fehlen schlicht die Erfahrungen aus einer anderen Perspektive ;-)

Befassen wir uns zunächst mit dem kleineren Übel: Das Wasserlassen/Pipi machen/klein/1/Pinkeln/Strullern – oder wie auch immer. Üblicherweise ist man(n) da recht flexibel. Irgendwo hingestellt, Hose auf, das entsprechende, körpereigene Zubehörteil in die Hand genommen und laufen lassen – im besten Fall in eine Toilette oder ein Urinal. Im Notfall tut es aber auch ein Baum, eine Wand oder schlicht der Boden vor einem.

Dieses Verhalten versuchten ich bzw. meine Eltern von klein auf nachzuahmen. Mit dem Unterschied, dass ich mich aufgrund der SMA nicht mal eben einfach so irgendwo hinstellen konnte. Hierzu bedurfte es Beinorthesen, die meine Beine in der Streckung hielten, und einer kräftigen, erwachsenen Person, die mich aus dem Rollstuhl heben, hinstellen und während der ganzen Prozedur auch sichern konnte. Da es hin und wieder an der zweiten Komponente mangelte, war dies nicht immer die ideale Lösung. Noch in der Grundschule versuchten wir es daher mit Urinalkondomen. Es handelt sich dabei um ein Harnableitungssystem für Männer, das aus Latex oder Silikon besteht. Es sieht quasi aus wie ein Kondom und besitzt vorne eine Anschlussmöglichkeit für einen Schlauch. Das Ganze war jedoch ein absoluter Reinfall. Also blieb es viele Jahre lang bei dem beschriebenen Procedere. Mitunter führte dies zu skurrilen Begebenheiten. Manchmal ist man eben in seinen Routinen festgefahren.

Einen wahren Wendepunkt brachte meine zweite Rücken-OP. Aufgrund der erst kürzlich erfolgten Operation war klar, dass ich mich während der stundenlangen Rückfahrt vom Krankenhaus nicht würde hinstellen können, falls die Blase drückt. Mein Vater entführte also kurzerhand eine der „Enten“, wie die Urinflaschen im Krankenhaus liebevoll genannt wurden. Ein Geistesblitz, der genau zur richtigen Zeit kam. Denn aufgrund der Operation konnte ich fortan nicht mehr stehen. Zumindest was das Wasserlassen betraf, aber nun kein Problem mehr. Rückblickend würde ich mir jedoch wünschen, dass wir dieses super einfache Hilfsmittel der Urinflasche wesentlich früher für mich entdeckt hätten. Bei Bedarf kann man die Ente auch im Bett benutzen. Und im allergrößten Notfall sogar mit Hilfe von Personen, mit denen man das normalerweise nicht macht (sofern sie damit einverstanden sind, einem zu helfen) wie z.B. Lehrer oder Freunde. In einem solchen Notfall lasse ich persönlich die Helfer/innen dabei immer Handschuhe anziehen. Nicht etwa, weil ich nicht in der Lage bin, in die Urinflasche hineinzupinkeln, sondern um mittels der Handschuhe eine „professionelle Atmosphäre“ und eine gewisse Distanz zu schaffen. Damit ist es dann ein ganz klein bisschen weniger unangenehm – für alle Beteiligten.

Im nächsten Teil berichte ich dann von der Erledigung des „großen Geschäfts“.

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Fortsetzung folgt...

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