Redaktionsteam - Camilla
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JAHRGANG 1971 •
SMA TYP II

Probleme mit der Assistenz – Teil 2 – Manchmal muss man auch ein „ernstes Wörtchen“ sprechen.

In der Vergangenheit musste ich die Erfahrung machen, dass man verbale Fehltritte seitens des Pflegepersonals nicht zu lange durchgehen lassen sollte – darüber habe ich im letzten Beitrag berichtet. Aus diesen Situationen habe ich schließlich gelernt.

Die Köpfe zweier Menschen schauen in entgegengesetzte Richtungen. Sie scheinen einander nicht richtig zu verstehen, da Fragezeichen zwischen ihnen stehen.
Die Köpfe zweier Menschen schauen in entgegengesetzte Richtungen. Sie scheinen einander nicht richtig zu verstehen, da Fragezeichen zwischen ihnen stehen.

In den folgenden Jahren habe ich dementsprechend jede verbale Zickerei sofort im Keim erstickt. Das habe ich geschafft, indem ich gefragt habe: „Warum sagst Du das?“ oder „Warum glaubst Du, so mit mir sprechen zu können?“ Aber auch: „Ich weiß, dass es Dir gerade nicht gut geht. Das ist jedoch keine Entschuldigung für solche Sticheleien. Hast Du Zeit für einen Kaffee und möchtest kurz reden?

In den allermeisten Fällen war danach tatsächlich auch wieder alles in Ordnung. Und wenn es einmal nicht klappt, hilft oft der Satz: „Schade, ich dachte Du bist anders als die Anderen, die es nötig haben, sich so zu verhalten.“ Ist dieser Satz von mir in Ordnung? Nein, natürlich nicht, denn er ist in höchstem Maße manipulativ. Dennoch muss ich, wenn ich mit der üblichen Rhetorik nicht weiterkomme, diese Situation für mich zufriedenstellend lösen. Und in dem Fall ist – so finde ich persönlich – eine Aussage wie diese bei gewissen Personen in gewissen Situationen durchaus angebracht.

Es gibt jedoch auch hartnäckige Fälle. ;-) So kommt es vor, dass man sich mit einer Assistentin oder einem Assistenten zwar sehr gut versteht – beispielsweise, weil diese Person unglaublich zuverlässig ist, großartige Arbeit leistet und im Idealfall sogar noch denselben Humor hat wie man selbst. Das klingt jetzt erstmal perfekt – allerdings können trotz allem auch in solchen Fällen ernsthafte Probleme entstehen. Das habe ich vor allem dann erlebt, sobald eine Person privat diverse Päckchen zu tragen hat und allgemein einfach am Ende ihrer Kräfte ist. Das bekomme ich dann auch mit, aber eben leider auch ab und zu selbst zu spüren. Denn trotz allem sind Aussagen wie: „Und was machst Du jetzt, wenn ich Dich einfach auf Toilette sitzen lasse?“, oder „Ich habe schon genug gearbeitet, hol‘ Dir doch das Essen selber aus der Mikrowelle!“ usw. vollkommen deplatziert.

Beim kleinsten Aufflackern solcher Aussagen steige ich sofort ein. Dann sage ich der entsprechenden Person freundlich, dass ich Verständnis dafür habe, dass es ihr im Moment nicht gut geht und ich weiß, dass sie überlastet ist, dass jedoch solche Statements oder Fragen nicht in Ordnung sind. Verständnis hin oder her! Das hilft auch – allerdings manchmal auch nur für kurze Zeit. Danach kommen bald wieder spitze Attacken, sobald es der Person nicht gut geht. Im zweiten Schritt mache ich dann klar, dass ich professionelles Verhalten erwarte. Meine Assistenten haben schließlich einen Vertrag und werden für eine anständige Leistung bezahlt. Ein solches Gespräch ist dann schon etwas ernsthafter, muss aber weiterhin freundlich bleiben.

Wenn auch danach mit einem weiteren Schwung an (privater) Überforderung das verletzende verbale Verhalten zurückkommt, besteht weiterer Handlungsbedarf. In einem solchen Fall bin ich nicht mehr geduldig, bzw. verständnisvoll und freundlich, sondern entgegne ohne Umschweife: „Sag mal, geht‘s noch?!“ Ich mache der Person ganz direkt klar, dass mich ihr Verhalten persönlich trifft und das einfach nicht in Ordnung ist. Spätestens dann sollte klar sein, was akzeptabel ist und was nicht. Ich habe aber auch schon erlebt, dass die betroffene Person dann spontan so lachen musste, dass sich die Situation sofort entspannte.

Was ich mit meinem Artikel sagen will, ist Folgendes: Erkennt, warum ein Mensch passiv-aggressiv reagiert. Seid nicht zu streng, lasst Euch diese Angriffe aber auch nicht gefallen und reagiert vor allen Dingen sofort! Nicht lange warten, nicht aushalten. Gemeine Sätze, die verbale Spitzen enthalten, nagen an einem.

Für jede Person, mit der man situationsbedingt verbunden ist, braucht man eine Art „Gebrauchsanweisung". Jeder, der auf umfassende Hilfen angewiesen ist, weiß genau, was ich damit meine. Und so unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich sollte man auch reagieren. Was bei dem einen hilft, wirkt bei dem anderen gar nicht. Dennoch kann man mit oben genannten Gegenfragen – warum jemand denn solche Statements abgebe oder denke, mit einem so umgehen zu können – im Allgemeinen gut fahren. Bei all dem sollte man jedoch stets Fingerspitzengefühl walten lassen und individuell auf die Person und die Situation eingehen.

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Fortsetzung folgt...

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